ANFRAGE:
Als Betroffener ersuche ich um Information über Behandlungsmöglichkeiten bei Beschwerden in Folge leichter Prostatavergrößerung mit Harndrang und reduzierter Potenz. Gibt es Ernährungsvorschläge oder Verhaltensänderungen mit denen man auch die Potenz wieder zurückgewinnen kann?
ANTWORT:
Die Vorsteherdrüse, lateinisch Prostata, nimmt beim Mann mit jedem Lebensjahr ständig an Größe zu. Die Größe der Prostata steht jedoch in keinem Zusammenhang mit den Beschwerden die auftreten können. Jeder 3. Mann wird wegen Beschwerden der Prostata, wenn er nur alt genug wird (etwa 70 Jahre), Behandlung benötigen. Die wesentlichsten und häufigsten Prostatabeschwerden sind abgeschwächter Harnstrahl, erschwerte Blasenentleerung, häufiger Harndrang und letzteres auch während der Nachtstunden. Die Beschwerden der Prostatavergrößerung führen nicht unbedingt zu Potenzschwierigkeiten; wenn die Probleme beim Wasserlassen jedoch an Schwere zunehmen, wirkt sich dieser Zustand auch auf die Potenz der Männer aus. Im Allgemeinen läßt die Erektionsfähigkeit der älter werdenden Männer langsam nach. Sie wird jedoch beschleunigt durch Risikofaktoren wie Rauchen, übermäßiger Alkoholgenuss, Übergewicht, hoher Blutdruck, und schlechte körperliche Kondition. Wer die Potenz bewahren will muß zuerst „seine“ Risikofaktoren reduzieren. Einen Beitrag dazu leistet auch eine Ernährung die arm ist an tierischen Fetten, die vitaminreich und ballastreich ist. Auf die Prostatavergrößerung hat die Ernährung soweit wir heute wissen wenig Einfluss.
Für die sogenannten Prostatabeschwerden gibt es neben den verschiedenen Operationsmethoden die für schwere Symptomatik reserviert sind drei Gruppen von Medikamenten.
Die pflanzlichen Präparate die eingesetzt werden, haben eine Vielzahl von Bestandteilen die bei Prostatavergrößerung wirken könnten. Teilweise sind die Konzentrationen dieser Wirksubstanzen doch so gering, dass von wissenschaftlicher Seite eine Wirkung bezweifelt werden muß. Trotzdem gibt es zunehmend Hinweise, dass einige dieser pflanzlichen Präparate neben geringen Nebenwirkungen auch geringe Verbesserungen der Prostatabeschwerden herbei führen können.
Einen sofortigen Behandlungserfolg kann man mit sogenannten Alpha – 1 – Blockern erzielen, die allesamt sehr ähnlich wirken, in ihren Nebenwirkungen aber unterschiedlich sind. Sie sollen den Harnfluss verbessern, und als Folge der verbesserten Blasenentleerung auch den häufigen Harndrang während des Tages und während der Nachtstunden reduzieren.
Als dritte Medikamentengruppe kommen hormonaktive Substanzen (5-alpha-Reduktaschemmer )in Frage, die den Einbau von männlichem Hormon in die Prostatazelle verhindern, jedoch die Hormonkonzentration im Blut nicht beeinflussen. Nach einer Einnahmeperiode von 4 bis 6 Monaten kann man mit einer Verkleinerung der Prostata um etwa ein Drittel ohne wesentliche Störung der sexuellen Funktion rechnen. Diese Behandlung ist für eine Prostata mit größerem Volumen geeignet; hier besteht häufig gleichzeitig ein leicht erhöhter PSA – Wert (Prostata spezifisches Antigen) im Blut. In diesen Fällen lässt sich das Risiko für eine Harnverhaltung oder für einen operativen Eingriff in der Zukunft um etwa die Hälfte verringern.
Auch Potenzschwierigkeiten beim älteren Mann sind seit Menschengedenken zum ersten Mal mit Medikamenten behandelbar. Diese neuen Medikamente sollten immer nur Zwischenlösungen sein, um den Mann soviel Auftrieb zu geben, dass er nach Verbesserung seiner gesundheitlichen und körperlichen Situation den Geschlechtsverkehr wieder ohne Hilfsmittel aufnehmen kann. Diese Medikamente sind bei richtiger Anwendung und Auswahl der infrage kommenden Patienten ungefährlich.
Doz. Dr. Christian-P. Schmidbauer
Urologe in Wien