ANFRAGE:
Neben wiederholten Harnwegsinfektionen sind bei mir im Blut und im Abstrich Chlamydien nachgewiesen worden. Wie bekommt man Chlamydien, können diese Auslöser einer Harnwegsinfektion sein und wie weist man sie am besten nach?
ANTWORT:
Den Chlamydien wird heute höchstes wissenschaftliches Interesse entgegen gebracht. Man vermutet sie sogar als Verursacher von Herzkranzgefäßverkalkungen. Lange schon sind sie bekannt als Erreger die durch sexuellen Kontakt übertragen werden. Sie lösen keine Blasenentzündung aus wie Bakterien, aber sie können bei der Frau Harnröhrenentzündungen verursachen die häufig als Folge einer Entzündung der Scheide auftreten. Die Irritation durch die Scheidenentzündung und die Harnröhrenentzündung kann das gleiche Beschwerdebild wie bei einer Blasenentzündung verursachen. Unbehandelt fürchtet man Chlamydieninfektionen bei der Frau weil sie zu Entzündungen im kleinen Becken führen können. Dabei kommt es zu einer Verlötung der Eileiter und damit zur Unfruchtbarkeit der Frau. Auch in der Schwangerschaft sind Chlamydieninfektionen ernst, weil sie auf das Neugeborene schwere Erkrankungen übertragen können.
Beim Mann gehen Chlamydieninfektionen meist ohne Symtome einher. Häufig wird aber eine sogenannte unspezifische Harnröhrenentzündung auch durch Chlamydien hervorgerufen. Der Nachweis von Chlamydien erfolgt durch einen Abstrich mit einem speziellen Tupfer aus der Scheide, vom Muttermund, aus der Harnröhre der Frau und auch der Harnröhre des Mannes. Der Nachweis von Chlamydien im Blut, als sogenannter Chlamydientiter wiedergegeben, ist unspezifisch und hat für die Diagnosestellung nur geringen Wert. Ein erhöhter Titer, bedeutet nichts anders als, daß der Patient Kontakt mit Chlamydien hatte und Antikörper gegen sie gebildet hat. Es sagt nichts aus über den Zeitpunkt und die Schwere der Infektion.
Die Standardbehandlung einer genitalen Chlamydieninfektion ist die 10-tägige Therapie mit einem Antibiotikum das für die Abtötung der Chlamydien geeignet ist. Eine Partnerbehandlung ist sinnvoll. Geschlechtsverkehr sollte während der Behandlung nur mit einem Kondom erfolgen. Neuere Antibiotika können so verschrieben werden, daß sie nur an 6 Tagen während einer 10-tägigen Behandlungperiode eingenommen werden müssen. Eine Woche nach Therapieende sollte eine Kontrollabstrich dann durchgeführt werden, wenn noch Beschwerden vorhanden sind.
Doz. Dr. Christian-P. Schmidbauer
Urologe in Wien