ANFRAGE:
Ich bin jetzt über 50 Jahre alt, und habe seit fast 30 Jahren Beschwerden einer Prostataentzündung. Der Auslöser war ein Harnwegsinfekt und eine Zystoskopie vor 27 Jahren.. Nach der Operation wegen Verdacht auf eine Harnröhrenverengung wurde es nur langsam besser. Wegen Kollapsneigung, Unruhe und Angstzuständen gab man mir Antidepressiva. Mein Zustand hat sich nicht wesentlich gebessert, was kann ich tun?
ANTWORT:
Eine einmal manifeste Prostataentzündung ist schwer zu heilen. Wenn sie chronisch geworden ist, tendiert das Prostatagewebe zu schrumpfen und es kann eine Engstelle im Bereich der Harnröhre Beschwerden verursachen. Beschwerden die ähnlich jenen bei einer Prostatavergrößerung sind. Auch wenn der Harnfluß nach Beseitigung eines Hindernisses wieder frei ist können die Beschwerden, wenn auch meist in milderer Form, weiter bestehen. Durch die chronische Entzündung wurde die Prostata bzw. deren Nervenversorgung sensibilisiert und so zu einem psychogenen Erfolgsorgan für alle Widrigkeiten im Leben des betroffenen Patienten.
Vor urologischer Seite muß ausgeschlossen sein, daß es sich um eine weiter bestehende Einengung der Harnröhre handelt, und es muß auch klar sein, daß eine Entzündung mit Bakterien in der Prostata nicht mehr besteht. Dann kann es gelingen, mit konservativen Maßnahmen wie Sitzbädern, Gabe von entzündungshemmenden Zäpfchen in den After, Verhaltenstherapie, Akupunktur und Neuraltherapie etc. den mißlichen Zustand auf ein erträgliches Maß zu reduzieren.
In schwierig gelagerten Fällen wird die gleichzeitige Behandlung durch einen Neurologen und/oder Psychiater das Behandlungsergebnis sicher noch weiter verbessern können.
Doz. Dr. Christian-P. Schmidbauer
Urologe in Wien