ANFRAGE:
Ich habe seit 2 Jahren erhöhte PSA-Werte zwischen 4.1 und 6.9, das Verhältnis freies PSA zu gesamt PSA liegt zw. 18 und 7 Prozent. Gibt es eine Alternative zur Biopsie? Ich bin 67 Jahre alt.
ANTWORT:
Das prostataspezifische Antigen (PSA) ist einer der wichtigsten Tumormarker in der Medizin. Gegenüber der Vor-PSA-Ära, als weniger als 5 % der erkannten Prostatakarzinome potentiell heilbar waren, beträgt diese Rate durch die Früherkennung mit dem PSA Bluttest heute ca. 80%. Es geht sogar so weit, dass die Sterberate der Männer in einigen Regionen der Welt nachweislich aufgrund der geringeren Sterblichkeit an Prostatakrebs gesunken ist. Aus diesen Daten lässt sich leicht erkennen, wie wichtig es ist, dass alle Männer ab dem 45. Lebensjahr jährlich zur Vorsorge zum Urologen kommen um auch diesen wichtigen Test durchführen zu lassen. Will man das Prostatakrebsrisiko für einen Mann anhand des PSA-Wertes abschätzen, so muss man den PSA-Wert, das Verhältnis freies PSA zu gebundenem PSA, das Alter, die Prostatagröße und wenn möglich den Verlauf der PSA-Werte über eine längere Zeit kennen.
Bei Ihnen sind die PSA-Werte über zwei Jahre hinweg sehr unterschiedlich. Es zeigt sich jedoch im Trend, jetzt ohne Kenntnis der Prostatagröße, dass die PSA-Werte für ihr Alter zu hoch sind und dass ihr Verhältnis von freiem PSA zu gebundenem PSA ein erhöhtes Risiko für Prostatakrebs bedeutet. Heute gibt es zur Diagnose von Prostatakrebs keine Alternative als die Gewebeprobe mit einer feinen Nadel. Laufen die Veränderungen des PSA-Wertes in einer bestimmten Zeitraum parallel mit einem deutlichen Trend zu verdächtigeren Werten hin, ist in regelmäßigen Abständen eine neue Gewebeprobe sinnvoll.
Prostatakrebs ist im Anfangsstadium ein langsam wachsender Tumor, dessen Tumorzellen – auch wenn bei der Gewebeprobe welche in den Kreislauf gelangen – eine Verschlechterung der Aussichten für den Patienten nicht wahrscheinlich machen. In der medizinischen Literatur sind Berichte über beschleunigten, zum raschen Tod führenden Krankheitsverlauf infolge Entnahme einer Gewebeprobe rar. Nach einer Gewebeprobe kommt es nur dann zum raschen Verlauf von Prostatakrebs, wenn dieser schon weit fortgeschritten war. Die Prostatagewebeprobe ist eine äußerst sichere, nebenwirkungsarme und effektive Methode zur Früherkennung von Prostatakrebs und zur Sicherung der Diagnose.
Doz. Dr. Christian-P. Schmidbauer
Urologe in Wien