ANFRAGE:
Ich bin 72 Jahre und habe vor 3 Monaten eine Ausschälung der Prostata operativ hinter mich gebracht. Seither geht der Samen in die Blase und der Schließmuskel funktioniert auch nicht gut. Was kann ich dagegen tun?
ANTWORT:
Es ist auch ein Zeichen einer gut gelungenen Prostataoperation wenn danach die Samenflüssigkeit nach einem Geschlechtsverkehr erst mit dem Urin ausgeschieden wird. Das zeigt, daß der Operateur die Prostata dort weggenommen hat, wo sie am meisten stören kann. Wenn die Männer vor der Operation auf dieses Faktum aufmerksam gemacht werden, können sie mit der neuen Situation gut umgehen. Eine Schließmuskelschwäche nach einer Prostataausschälung (TURP – transurethrale Resektion der Prostata) ist äußerst selten und oft nur eine vorübergehende Irritation. Manche Männer haben jedoch erhöhte Risiken nach einer Prostataoperation Harn zu verlieren; besonders betroffen sind Diabetiker, Alkoholiker oder Männer mit neurologischen Erkrankungen.
Wenn nach einer Prostataoperation wegen einer gutartigen Prostatavergrößerung ein unwillkürlicher Harnverlust (Harninkontinenz) den Gebrauch von Einlagen oder gar Windeln erforderlich macht, kann etwas dagegen unternommen werden. Ein Beckenbodentraining wird auch beim Mann die Situation verbessern. Natur gegebener Maßen haben Männer einen stark ausgebildeten Beckenboden, der bei stärkerem Harnverlust durch Training nicht mehr wesentlich gestärkt werden kann. Dann sind operative Maßnahmen zielführend. Mann kann die Region des Schließmuskels mit verschiedenen Substanzen unterspritzen, dann schließt dieser wieder besser. Die beste Möglichkeit bei schwereren Formen der Harninkontinenz ist die Implantation eines sogenannten künstlichen Schließmuskels. Dieser bringt die Trockenheit in etwa 95 % wieder zurück. Erforderlich ist hier eine gewisse Geschicklichkeit mit den Händen, damit der Bedienungsknopf des Systems im Hodensack ertastet werden kann.
Doz. Dr. Christian-P. Schmidbauer
Urologe in Wien